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Astrologie-Redaktion

Andre Heller und das Paradies

19.05.2017


Horoskope zu berechnen ist heute eine denkbar einfach Sache, die Konstellationen darin dann aber zu beschreiben, ist aus meiner Sicht eine echte Kunstform. Über das Aufscheinen von 0°-Widder in der Welt.


Die gute Horoskopdeutung ist ein Segel, das sich zwischen Geschichte, Philosophie und Sprachwissenschaft spannt. Ein paar Hilfsstangen bilden Theologie und Mythologie, und um das ganze auch im Sturm festzuhalten benötigt es einen großen Geist, der das alles erfassen, verbinden und festzurren kann.
Und weil große Geister den Weg der Himmelslichter noch am besten beschreiben können, möchte ich ein Fundstück vorlegen, das in meinem Herzen jedenfalls ein schönes Bild erzeugt hat, und dadurch schon mehr beschreibt, als ein langer Text voll funktioneller Aufzählungen.

Der gefundene Text beschreibt den österreichischen Multi-Künstler André Heller. Zu seinem 60. Geburtstag schrieb Hans Magnus Enzensberger einen schönen Artikel in "Die Zeit".

André Heller hat in mehr als einer Hinsicht ein bemerkenswertes Horoskopbild. Geboren ist er am 22.03.1947 in Wien. Über die Geburtszeit streiten sich, wie meistens, die Archive. Ich wählte für mich 14:55 MEZ, eine Angabe von Philip Schiffmann. href="http://www.zeit.de/2007/12/Andre-Heller">Die Zeit".

 


André Heller, 22.03.1947

 

Die auffälligste Konstellation ist für mich seine Verbindung von Sonne und Mond, von Lebenskraft und Gefühl, direkt am Beginn des Tierkreises auf 0° im Zeichen Widder.
Hier beginnt das bunte Treiben auf Erden, hier steht dem Menschen die ganze Welt offen, hier setzt er erstmals seinen Fuß auf unbekanntes Land, hier entdeckt er Unbekanntes, kann er Neues schaffen. Alles was nachkommt, hat diesen ersten Schritt schon hinter sich, kann nur noch Gegebenes formen.

Hans Magnus Enzensberger schreibt in seinem Artikel »Andeutungen über einen Verwandlungskünstler«:
»Wahrscheinlich ist André Heller im Grunde ein Flüchtling, einer freilich, der sich nicht beklagt und dem es fernliegt, sich als Opfer zu fühlen.
Auf die Vertreibung aus dem Garten Eden reagiert er dadurch, dass er sich seine eigenen Paradiese erfindet.«


Der Tierkreisort von 0° Widder trennt die Zeichen Widder und Fische voneinander. Die zugehörigen Planeten Mars und Neptun sind das Sinnbild der Flucht. Und genau dieses Bild nimmt Enzensberger auf. Ich vermute sehr, dass er sich mit der Astrologie nicht beschäftigt, um so erstaunlicher sind diese zusammengehörenden Beschreibungen über eine Person von verschiedenen Seiten.
Wer flieht, weil er im Lande der Fische keine Sicherheit findet, keine Möglichkeit im Realen wirken zu können, aber keine Angst vor dem Ungreifbaren hat, der kommt im Widder-Zeichen zur Tat. Und weil er nicht Opfer ist, hat er im Gepäck jeden phantastischen Zugang zu einer illusorischen Welt, zu einer unverständlich bunten Welt der Phantasie des Fische-Zeichens. So kann er jeden noch so abwegigen Gedanken für uns Zuschauer aufscheinen lassen.

»Auf die Vertreibung aus dem Garten Eden reagiert er dadurch, dass er sich seine eigenen Paradiese erfindet.« Und das tat André Heller, jedes Jahr auf's neue.

Wikipedia zählt auf:
Ab dem Jahr 1981 das Poetische Varieté Flic Flac, 1983 Theater des Feuers bis 2016 Eröffnung des "Anima Gartens" in Marrakesch. Nahezu jedes Jahr bringt der Aktivist im besten Sinne eine phantastische Szenerie aus dem Unbekannten zu uns.

0°-Widder - Die Vertreibung aus dem Paradies, mit dem Auftrag, paradiesische Bilder zu erzeugen.



Portrait: Wikipedia/Artevent

 


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